Die hundertjährige Schriftstellerin berichtet über Ihr Leben,
den Malikverlag sowie ihre langjährige Freundschaft zu
Wieland Herzfelde und liest Auszüge aus Herzfeldes Buch „Immergrün“. Ruth Kraft begleitet sie.
Musik: Jochen Opitz
Betagte Gäste sind diesmal bei uns zu Gast. Der unbefestigte, bergabführende Weg zum Heartfield Haus ist etwas beschwerlich, aber per Auto wird die Hundertjährige bis vor die Tür gefahren. Auch wenn körperlich manches nicht mehr so einfach ist, ihr Geist ist noch fit.
„John Heartfield habe ich persönlich überhaupt nicht gekannt und auch Wieland Herzfelde bin ich seit meinem Beitritt zum „Bund“ 1932 nicht begegnet. Erst nach 1933, als wir schon illegal waren, habe ich ihn einmal in seinem Prager Büro aufgesucht, um ihm meinen ersten Roman, „Handwerk hat goldenen Boden“ anzubieten, der in Deutschland nicht mehr erscheinen konnte. Ich traf dort nur seine Frau an, die mein Manuskript zwar entgegennahm, es mir nach einigen Tagen mit Bedauern zurückgab, da sich auch der Malik-Verlag nicht zur Herausgabe des Buches einer noch völlig unbekannten Autorin entschließen konnte. Auch bei meinen späteren, illegalen Fahrten nach Prag habe ich Wieland Herzfelde nicht kennengelernt, da ich aus konspirativen Gründen sein Büro meiden musste und mich immer an neutralen Orten mit einem – mir sonst unbekannten – Genossen traf. So datiert meine Bekanntschaft mit Wieland erst nach Gründung des Schriftstellerverbandes, wo wir uns auf etlichen Sitzungen begegnet sind. Einmal trafen wir uns auch zufällig in Heviz, wo wir beide zur Kur waren, und wo wir Gelegenheit hatten, uns etwas näher kennenzulernen.“
Auszug aus einem Brief vom 08.01.2011 an Thomas Mees in Vorbereitung der Veranstaltung
Auch wenn Elfriede Brüning zunächst keinen direkten Kontakt hatte, so hat sie doch in dieser Zeit gelebt und konnte viel Interessantes aus eigenem Erleben schildern. Wer etwas mehr erfahren möchte, sollte ihr Buch „Und außerdem war es mein Leben“ lesen. Der vorgelesene Abschnitt aus dem Buch „Immergrün“ von Wieland Herzfelde, schilderte die erste skurrile Begegnung mit dem Maler George Grosz, die für Heartfield, Grosz und Wieland große Bedeutung hatte und in einer fruchtbringenden Zusammenarbeit mündete.
Ruth Kraft, 91 Jahre war mit Wieland Herzfelde befreundet und hat auch John Heartfield mehrfach getroffen.