Vortrag und Ausstellung zu Heartfields Auseinandersetzung mit der britischen Satire. Anna Schultz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunstsammlung der Akademie der Künste berichtet über Heartfields Flucht nach London, den schweren Neubeginn und seine Sammlung von Karikaturen, die auch in der Ausstellung zu sehen sind.
Musik: Die Grenzgänger mit Felix Kroll und Michael Zachcial.
John Heartfields Exilzeit in London (1938-1950) war geprägt von seiner intensiven Auseinandersetzung mit der britischen Satire und Karikatur. Der Vortrag von Anna Schultz widmet sich den Karikaturisten in Heartfields kollegialem Umkreis, darunter den Emigranten Walter Trier, der heute insbesondere für seine Illustrationen der Jugendbücher von Erich Kästner bekannt ist, und Vicky [Victor Weisz]. Die bisher unerforschte, von Heartfield zusammengetragene Sammlung britischer Karikaturen des 18. bis 20. Jahrhunderts, die herausragende Werkbeispiele von James Gillray über William Hogarth bis David Low umfasst, hinterließ Spuren in Heartfields eigenem Oeuvre, denen auch in der Kabinettausstellung (bis 2. Oktober 2016) nachgespürt wird.
Anna Schultz, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Kunstsammlung der Akademie der Künste, berichtet über die Flucht Heartfields 1938 nach London, den schweren Neubeginn und über Heartfields Sammlung von Karikaturen. Im Buch „The pen is mightier“ sind Arbeiten, der im britischen Exil tätigen Künstler veröffentlicht.
Aus den Ausführungen:
Mrs. Knapp war nach der geglückten Flucht Heartfields für die Unterbringung in London zuständig. Heartfield erschien ihr als kleiner nervöser Herr, der das Essen ablehnte und nur schlafen wollte. Am nächsten Morgen klopfte sie an seine Tür um das Frühstück zu servieren. Vergebens. Diese Prozedur wiederholte sich mehrmals, bis sie Angst bekam ihm sei etwas zugestoßen. Zwei starke Männer hoben die Tür aus den Angeln und Heartfield lag immer noch in tiefem Schlaf – so sehr hatte die Flucht ihn belastet.
Die Flucht war geglückt, aber schwierig war es. die Arbeit wie gewohnt fortzusetzen. Er besitzt eine Arbeitserlaubnis, aber die Firmen stellen lieber die einheimischen Arbeitslosen ein. Die Arbeitslosigkeit ist groß in England. Im Januar 1943 wird er Angestellter bei Lindsay Drummond und gestaltet auch für andere Verlage Buchumschläge. Er studiert jetzt unentwegt Buchumschläge. Er sprach davon, wie unterkühlt der Geschmack sei und so ganz anders als in Deutschland. Er knobelte wie man die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen könnte. Der bürgerlich-liberale Lindsay-Drummond Verlag brachte auch andere Literatur als der Malik-Verlag heraus. Heartfield versuchte seine Buchumschläge auf volkstümliche Weise zu gestalten. Er nutzte Fotos und Zeichnungen.
Dies und vieles mehr erfuhren wir im Vortrag. Die Ausstellung dazu ist noch bis zum 2. Oktober zu sehen.
Die Grenzgänger, eigentlich 4 Musiker, traten bei uns in kleiner Besetzung auf: Gitarrist und Sänger Michael Zachcial und der Akkordeonist Felix Kroll. Sie sangen u. a. Lieder ihrer neuen CD „Und weil der Mensch ein Mensch ist“. Begeistert aufgenommen wurde auch die Zeitreise mit dem Lied „Im Grunewald ist Holzauktion“ – mit den im Laufe der Jahre veränderten Texten. Wir waren begeistert über die interessanten Texte und Melodien.
Die Veranstaltung war gelungen und die Gäste honorierten dies auch mit einem Beitrag für unsere Spendendose. Eine Förderung für diese Veranstaltung erhielten wir auch von der Bundestagsfraktion der Linken.