Buchpräsentation: Werner Stötzers Kunst ist den Menschen gewidmet. Sie sind Sujets seiner Werke und als Adressaten eingeladen, sich mit existenziellen Daseinsfragen auseinanderzusetzen. Dass er als einer der bedeutendsten Bildhauer Deutschlands (1931-2010) auch ein prägnanter Erzähler war, davon zeugen seine nun veröffentlichten Schriften in der Reihe „akademiefenster“.
Musik: Das Duo im Goldrausch mit Sabina Matthus Bébié und Felix Kroll.
Zu der Buchpräsentation Akademiefenster Werner Stötzer trafen sich ca. 90 Interessierte am John-Heartfield-Haus. Begrüßen konnten wir die Tochter Carla Stötzer, die Ehefrau Sylvia Hagen-Stötzer, die Enkelin John Heartfields Jolanda Sondermeijer, den Maler Harald Metzkes, die Malerin Karla Woisnitza, den Maler Hubertus Giebe, die Buch-Herausgeberin Inge Zimmermann, den Komponisten Helmut Oehring und viele andere.
Der Bildhauer Werner Stötzer (2. April 1931 in Sonneberg; † 22. Juli 2010 in Altlangsow) war 2007 noch selbst Mitwirkender bei unserer Veranstaltung „Jenseits der Großstadt“, in der es u. a. um Heartfields Garten – den Bambus, den chinesischen Angelikabaum und den Gingko ging – Pflanzen, die John Heartfield vielleicht von seiner Chinareise 1957 mitbrachte. Diese 3-monatige Reise hatte er gemeinsam mit den damaligen Meisterschülern der Akademie der Künste Werner Stötzer und Harald Metzkes und seiner Frau Gertrud Heartfield unternommen. Werner Stötzer berichtete 2007 über diese Reise, heute erzählte Harald Metzkes darüber. Amüsant berichtete er über das begehrte naturfarbene saugfähige Papier, das so gut mit Tusche, Feder und Pinsel zu bearbeiten war und das sofort nach Betreten des Hotelzimmers aus dem kleinen Kästchen (WC) entnommen wurde. Das Hotelpersonal stutzte wahrscheinlich über den hohen Verbrauch. Im Archiv lagern heute noch Zeichnungen auf eben diesem Papier.
Nach der Begrüßung durch Astrid Landsmann konnte Michael Krejsa über seine Bemühungen, das Stötzer-Archiv in die Akademie zu holen, berichten. Mehrmals weilte er in Altlangsow, konnte den privaten Skulpturengarten besichtigen und erst bei den späteren Besuchen auch die ersten Tagebücher und Briefe in Empfang nehmen. Weitere Fotos, Briefe und biografische Unterlagen erhielt er von Renate und Carla Stötzer, so dass jetzt 1,8 lfm. Archivgut in der Akademie der Künste aufbewahrt werden.
Bis 1990 führte Werner Stötzer Tagebuch – danach übernahmen Steuerberater und Finanzamt diese Aufgabe – diese mit trockenem Humor gewürzte Information findet man unter anderem im neuen Buch. Christian Steyer las verschiedene Episoden aus diesem Buch – Briefe von und an Werner Stötzer, eigene Stötzer-Texte über Künstler und Kollegen, eine Auswahl an kauzig-weisen Anekdoten und biographischen Erinnerungen. Auch über die Reisen in den „Westen“ kann man lesen und später über die Zusammenarbeit mit „West“-Deutschen. Werner Stötzer war ein guter Beobachter, ein prägnanter Erzähler, in Stötzers Humor funkelt Hintersinn, seine Kunst widmete er den Menschen. Menschlichkeit war ihm sehr wichtig.
Das Duo im Goldrausch mit Sabina Matthus-Bébié, Klarinette (Schweiz) und Felix Kroll, Akkordeon sorgte für die musikalische Umrahmung. Sie spielten Werke von Bach, Katzer, Eisler und Oehring.
Helmut Oehring, ein gefragter Komponist für moderne Oper und Musiktheater, mit vielen Auszeichnungen geehrt, Waldsieversdorfer, Mitglied der Akademie der Künste und Mitglied unseres Freundeskreises hat schon des Öfteren dafür gesorgt, dass hier am John-Heartfield-Haus besondere Musik mit besonderen Musikern gespielt wurde. Heute waren auch Kompositionen von Helmut Oehring selbst zu hören. Diese moderne, ernste, klassische Musik war ungewohnt für viele Gäste. Eindrucksvoll war die Vertonung von Shakespeares „Come not near“.
Der Freundeskreis hatte wieder Kuchen gebacken und zum Schluss der Veranstaltung noch ein Glas Sekt angeboten. Der Nachmittag klang aus mit anregenden Gesprächen. Die Atmosphäre vor dem Sommerhaus John Heartfields war wieder schön.
Die Veranstaltung wurde gefördert durch die Stiftung der Sparkasse MOL. Herzlichen Dank.