Ernst Volland präsentiert Arbeiten aus vier Jahrzehnten. Der Grafiker Manfred Butzmann erinnert sich an John Heartfield.
Musik: Mohammad Reza Mortazavi, Konzert auf den traditionellen persischen Handtrommeln Tombak und Daf.
Zu Gast im John-Heartfield-Haus
Ernst Volland, Manfred Butzmann, Mohammad Reza Mortazavi
Am 19. Juni vor 123 Jahren wurde John Heartfield als Helmut Herzfeld in Berlin-Schmargendorf geboren. Ein Grund für uns diesen Tag mit Gästen zu feiern. Zu Gast sind Künstler, die wie John Heartfield satirische und subversive Fotomontagen gestaltet haben.
Ernst Volland aufgewachsen im Westen Deutschlands, Manfred Butzmann im Osten, haben jeder auf ihre Weise, mit ihrer Kunst auf bestimmte politische, soziale Gegebenheiten aufmerksam gemacht. Ein dritter Künstler, der oft im Zusammenhang mit Heartfield, Volland, Butzmann genannt wird, ist Klaus Staeck. Auch er war schon zu Gast im Heartfield-Haus, zum einen als Präsident der Akademie der Künste zur Eröffnung im Herbst 2008. 2009 haben wir im Haus eine Auswahl seiner Plakate und Postkarten gezeigt. Damals war das Haus noch nicht saniert und leer und Ausstellungen möglich. Diesmal ist die Präsentation der Werke Ernst Vollands nur auf der Leinwand möglich.
Bevor dies geschieht, spielt Mohammad Reza Mortazavi auf der persischen Rahmentrommel Daf. Mit der virtuosen Bewegung seiner Hände zaubert er leise, laute, dunkle, helle, schnelle und langsame Rhythmen und begeistert das Publikum, lädt manchem sogar zum Meditieren ein. 20 Minuten durfte er spielen, eigentlich viel zu kurz, aber das Programm geht weiter.
Manfred Butzmann erinnert sich an Heartfield. 1964 bis 1969 studierte er Grafik an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee u. a. bei Werner Klemke und dieser brachte eines Tages, wohl 1967, den berühmten Heartfield mit.
Ernst Volland, 1946 geboren, ist ein vielseitiger Künstler. Er macht sich um 1968 in der alternativen Szene Berlins einen Namen als Grafiker satirischer und subversiver Plakate und Fotomontagen. Für uns hat er einige zusammengestellt und parallel dazu Plakate Heartfields gezeigt. Oft gibt es Ähnlichkeit in der Bildsprache, in der Symbolik.
Beeindruckend ist Vollands Hartnäckigkeit. Die1982 von der Neuen Gesellschaft für bildende Kunst im öffentlichen Raum auf dem Breitscheidplatz in Berlin (West) organisierte Ausstellung „Voll aufs Auge“ mit Vollands satirischen Plakaten, wird mehrfach von der Polizei zerstört, mit der Begründung, dass auf einem der Bilder ein Hakenkreuz abgebildet wäre. Volland stellte die Ausstellung mehrfach wieder her und später wurden alle Vorwürfe zurückgezogen. Als er daraufhin 1983 den jungen französischen Künstler Blaise Vincent erfand, über Nacht schnell einige großformatige Bilder malte und diese unter dem Titel Frische Malerei präsentierte, konnte er den Kunstbetrieb brüskieren. Bei der Aufdeckung des Fakes düpierte er Kritiker und die Nationalgalerie Berlin, die eines der Bilder als Schenkung angenommen hatte.
Seine später hergestellten verfremdeten Fotografien forderten das Publikum zum Raten auf -zum Teil erfolgreich. Gute Geschichtskenntnisse waren notwendig, aber für uns hat er die Originalfotos mitgebracht. In seinen Ausstellungen sind stets nur die verfremdeten Fotos zu sehen, um die Spannung zu erhalten.
Viele weitere Details erzählte er aus seinem Leben und es gäbe noch vieles mehr. Die Zeit reichte bei weitem nicht. Wer gern mehr wissen möchte, kann eines seiner Bücher erwerben z.B. „Kunst und Politik“, Klaus Staeck, Ernst Volland, Politische Arbeiten aus Vier Jahrzehnten, Büchse der Pandora Verlags-GmbH.
In seinem Vortrag wurde klar, dass er ebenso wie Heartfield trotz Widrigkeiten und persönlicher negativer Konsequenzen seine Meinung verteidigte. Er wurde mehrmals vor den Kadi gezogen und gewann alle Prozesse.