Wir wollen beginnen. Das John-Heartfield-Haus konnte 2008 endlich durch die Gemeinde Waldsieversdorf erworben werden.
Im unsanierten Haus werden für einen Tag Zeichnungen von Hagen Klennert gezeigt.
Das Trio Udite musiziert.
Eröffnung des John-Heartfield-Hauses in Waldsieversdorf
Am 20. September fand in Waldsieversdorf (Land Brandenburg) eine von der Akademie der Künste und dem Heartfield-Freundeskreis gemeinsam getragene Auftaktveranstaltung zur Eröffnung des John-Heartfield-Hauses statt, die vom Akademie-Präsidenten Klaus Staeck und dem in Waldsieversdorf ansässigen Komponisten und Akademie-Mitglied Helmut Oehring eröffnet wurde. Auf der gut besuchten Veranstaltung konnte man sich mit Arbeiten des Berliner Malers und Grafikers Hagen Klennert bekanntmachen und ein Konzert des Trios Udite hören, das mit Werken von Henry Purcell und Hanns Eisler einen würdigen Rahmen schuf. Die Gemeinde Waldsieversdorf hat in diesem Jahr das Grundstück mit dem Sommerhaus des Vaters der politischen Fotomontage erworben, um mit dem 2003 gegründeten ,,Freundeskreis John Heartfield Waldsieversdorf e. V.“ die Voraussetzungen für ein künftiges Erinnerungs- und Begegnungsforum zu schaffen. Es soll den Künstler insbesondere im Kontext zur Künstlerkolonie Märkische Schweiz und dem Bertolt-Brecht-Haus im nahegelegenen Buckow zeigen. Heartfield hatte sich – in der Zeit der ,,Formalismusdebatte“, in der er als ,,Westemigrant“ in Schwierigkeiten mit der Zentralen Parteikontrollkommission der SED geriet – auf Empfehlung von Brecht in der Märkischen Schweiz niedergelassen. Am östlichen Ufer des Großen Däbersees in Waldsieversdorf im Schwarzen Weg 12 erwarb der Fotomonteur 1957 ein Waldgrundstück für sein Sommerhaus, auf dem er bis zu seinem Tode am 26. April 1968 mit seiner Frau die Sommermonate verbrachte. Das Anwesen lässt ahnen, wie sehr Heartfield den Rückzug in die Natur liebte. Sein Haus in einem Waldgarten am Ufer des Sees wirkt auf Besucher beinahe wie ein märchenhaftes Refugium, das sich ganz im Gegensatz zu seiner betont sachlichen Berliner Stadtwohnung in der Friedrichstraße 129D zeigt. Davon konnten sich die Besucher der Veranstaltung selbst ein Bild machen und unterstützten mit ersten Geldspenden die Wiedereinrichtung des Hauses als eine lebendige Kultureinrichtung. Die Ausstellung und das Konzert waren ein Höhepunkt der bisherigen Veranstaltungsreihe zur Wiedereinrichtung des John-Heartfield-Hauses, die das Archiv der Akademie der Künste seit 1999 unterstützt.
Michael KrejsaAkademie der Künste, aus Infobrief für Mitglieder und Freunde
Pressestimme
Auftakt am Erinnerungsort, Akademie-Präsident Klaus Staeck eröffnet John-Heartfield-Haus als Begegnungsstätte.
Unter großer Anteilnahme ist am Sonnabend mit Ausstellung und Konzert eine wichtige Begegnungs- und Erinnerungsstätte im Ort eröffnet worden : das John -Heartfield- Haus. Weit über 100 Gäste haben am Sonnabend zur Eröffnung des John-Heartfield-Hauses Arbeiten des Berliner Malers und Grafikers Hagen Klennert gesehen und einem Open-Air-Konzert gelauscht. Das kurzfristig zusammengestellte Programm bildete den Auftakt für weitere Vorhaben auf einem Grundstück, für dessen Erwerb die Gemeinde jahrelang kämpfte und das es nun mit dem John-Heartfield-Freundeskreis und der Akademie der Künste als Heartfield-Nachlass-Verwalter zu bewahren gilt.
Das alte England und das proletarische Deutschland standen für die anspruchsvollen Darbietungen des Berliner Trios Udite Pate. Dabei brachten die Sänger und Musiker nicht von ungefähr Musik von Henry Purcell und Hanns Eisler dar, wie der Komponist und Moderator Helmut Oehring zuvor erklärt hatte. Wollte doch Helmut Herzfeld seinerzeit mit der Umbennung in John Heartfield deutlichen Protest angesichts vorherrschender Englandfeindlichkeit ausdrücken. Die Auswahl gekonnt dargebrachter Eisler-Lieder war mit Blick auf den Begründer der politischen Fotomontage und Freund Bertolt Brechts ebenso naheliegend. (…)
Unter großem Einsatz von Vereinsmitgliedern, Vertretern der Akademie der Künste Berlin und der Kommune wurde ein gelungener Auftakt möglich, obgleich es noch großer Anstrengung bedarf, das denkmalgeschützte Blockhaus Schritt für Schritt zu sanieren und weiter zu nutzen. Er hoffe sehr, dass der Förderantrag der Gemeinde Erfolg habe, sagte Akademie-Präsident Klaus Staeck, wenn die
Akademie auch nur ideelle Hilfe geben könne. Mit Akademie-Mitglied Helmut Oehring vor Ort gebe es zudem einen direkten Draht nach Berlin. Es ehre die Gemeinde, wie sie sich um dieses kulturelle Erbe bemühe und wie viele Bürger das unterstützen. ,,Das zeigt, das Heartfield-Haus ist hier kein Fremdkörper.“
Gabriele Rataj, Märkische Oderzeitung, 22. 9. 2008